Ergonomisch und Gesund?

Ergonomische Tische und Stühle werden immer bekannter, dadurch stellt sich die Frage, ob ergonomisches Arbeiten und Sitzen wirklich gesünder ist.

Stehschreibtisch ergonomisch arbeiten

Was sind ergonomische Möbel?

Ergonomisch bedeutet zunächst einmal: Optimal angepasst. Diese Anpassung bezieht auf Objekte, Vorgänge und Beteiligte, die an Arbeitsprozessen mitwirken. Dazu gehören auch Stühle, Tische, Computer etc., da sie am Prozess der Arbeit beteiligt sind.

Einen Stuhl oder Tisch ergonomisch zu designen bedeutet somit ihn so zu gestalten, dass er die potenzielle Arbeitsleistung verbessert. Viele denken, ergonomische Möbel seien dazu geschaffen, einen gesünderen Arbeitsplatz zu kreieren. Das ist je nach produzierender Firma aber eher ein Nebeneffekt.

Was ergonomische Möbel nicht sind

ist ergonomisch sitzen gesund?

Ergonomische Stühle und Tische verfolgen per Definition die Leistungsoptimierung. Auf diese werden sie auch in etlichen Studien getestet: Im Sinne der Konzentrationsdauer, Ergebnisqualität oder Komfort.

Dazu zählen natürlich auch gesundheitliche Faktoren, denn wenn der Stuhl weniger Schmerzen bereitet, kann man auch länger und konzentrierter arbeiten.

Fakt ist allerdings nur, weil einige unbequeme Faktoren eliminiert werden und man länger, angenehmer sitzen kann, ist das kein Argument für ein gesundes sitzen, wie es oft propagiert wird. Nur weil der Komfort erhöht wird, ist es nicht gesünder, denn unnatürlich bleibt es auf einem ergonomischen genauso wie auf einem gewöhnlichen Stuhl.

Ergonomisch sitzen kann somit keine Beschwerden lösen, denn die Ursache für Beschwerden ist nicht ein unergonomisches sitzen, sondern die Unnatürlichkeit des Sitzens selbst.

Es lässt sich auch nicht mit neueren Stühlen ändern, dass wir nicht zum ständigen Sitzen geschaffen sind. Betrachtet man den Unterschied vom ergonomischen zum normalen Stuhl, zeigt sich, inwiefern die Produktivität im Gegensatz zur Gesundheit im Vordergrund steht:

Gewöhlicher Stuhl

  • altmodisch
  • nicht verstellbar
  • unbequem

Ergonomischer Stuhl

  • mehr Komfort
  • mehr Design
  • angenehmere Sitzposition
  • veränderbare Einstellungen

Gemeinsamkeiten

  • Die Hüfte ist gebeugt
  • Der Oberkörper abgelehnt oder vorgebeugt
  • Die Knie ungefär im 90° Winkel
  • Die Arme ständig vor dem Körper
  • Halt und Brustwirbelsäule vorgeneigt
  • Der Po wird plattgesessen
  • Keine Bewegungsspielräume

Das sind die Faktoren, die das Sitzen so schlimm machen. Denn auf Dauer verkürzen unsere Hüftbeuger, Rumpf und Schulter. Das führt zu Verspannungen und Schmerzen. Das wir uns nur in dieser und keinen anderen Positionen befinden verringert die Beweglichkeit und erzeugt Anspannung.

Ergonomischer Tisch?

Ja, es mag Tische geben wie Stehschreibtische oder sogar Laufschreibtische, die die Position sitzen aushebeln und durch stehen ersetzen.

Auf der einen Seite ist das tatsächlich ein guter Schritt, denn wir verabschieden uns von der Sitzproblematik ein Stück weit. Der Vorteil ist, dass wir nicht mehr in verkürzten Positionen für Hüfte und Knie arbeiten.

Aber jetzt ist Vorsicht geboten, denn auch stehen und gehen ist auf Dauer eine einseitige Bewegung. Ständig wirkt nur Kompression von oben auf uns, ohne diese aufzuheben. Unser Körper ist darauf ausgelegt aus vielen veschiedenen Bewegungen zu schöpfen. Gehen und stehen liefert dabei keinen wirklichen Mehrwert für unsere Gelenke, da sie nur minimal bewegt werden.

Stehen und gehen sind Bewegungsmuster, die bereits weitestgehend in unserem Alltag integriert sind. Für unsere Beschwerden bringen sie keinen signifikanten. Sie helfen die Nachteile des Sitzens ein Stück weit zu verhindern.

Ergonomisch arbeiten

Vorteile

Wir werden mehr und mehr darauf aufmerksam gemacht, dass wir unseren Lebensstil und unseren Arbeitsplatz anpassen müssen, wenn wir langfristig gesund bleiben wollen. 

Ergonomische Möbel helfen teilweise ein angenehmeres und ein wenig ,,gesünderes“ Bewegungsmuster auf der Arbeit zu haben.

Vor allem aber sollen ergonomische Stühle den Komfort verbessern und die Produktivität und Arbeitsleistung steigern, was der Fall sein kann. Stehschreibtische oder Laufschreibtische vermindern dagegen die Zeit, die wir sitzend verbringen, was uns tatsächlich ein paar gesundheitliche Vorteile bringt.

Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist getan, doch gleichzeitig ist es erst der Anfang.

Nachteile

Weniger und komfortabler zu sitzen ist ein erster Schritt allerdings dürfen wird dort nicht stoppen. Gerade Beschwerden in Rücken oder Schulter können so nicht behoben werden. Die Ursache muss immer angegangen werden, dabei kann man nicht hoffen von seinem bequemen Schreibtischstuhl behandelt zu werden.

Zu viel sitzen und schlechtes sitzen sind mit beteiligt, aber nicht das Hauptproblem. Ein Mangel an notwendigen Bewegungen ist entscheidender als ein Überschuss an falschen.

Auch Gehen und Stehen bieten uns zwar mehr Bewegung insgesamt, aber für sämtliche Gelenke nicht die Bewegungen, die sie brauchen, um langfristig gesund zu bleiben.

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Gesund oder nicht?

Ob etwas gesund ist oder nicht, hängt von der Definition ab. Gesund bedeutet generell, dass es für unseren Körper förderlich ist. Ein Apfel ist unserer Ansicht nach etwas gesundes, weil er nützliche Nährstoffe enthält. Eine Tafel Schokolade eher weniger. Wenn ich aber eine Tafel Schokolade esse, weil ich dadurch drei Tage auf Süßkram verzichten kann, schafft die Schokolade etwas Gesundes.

Ähnlich ist es mit den ergonomischen Stühlen und Tischen. Wenn ich mit Ihnen besser arbeiten kann und mich wohler fühle und weniger in einer gleichen Sitzposition verharre, kann man nicht abstreiten, dass das ,,gesunde“ Effekte sind.

Dennoch wird eine Tafel Schokolade nicht zu einem gesunden Lebensmittel, wenn man den gesamten Kontext sieht. Die Mehrzahl an Inhaltsstoffen spricht wohl doch gegen sie.

Ebenso wenig werden die ergonomischen Möbel zu gesunden Formen zu sitzen oder stehen. Insgesamt sprechen weiterhin zu viele Faktoren dagegen, sodass man es nicht als gesund bezeichnen kann.

Und auch wenn der Stuhl oder Tisch eine Besserung im Vergleich zu den gewöhnlichen Alternativen darstellen, sind sie nicht gesund. Daher stellen sie noch keine nachhaltige Lösung gegen Beschwerden dar.

Wie du stattdessen deinen Arbeitstag im Büro oder Homeoffice gesund machst, lernst du hier.

Was tun bei Beschwerden?

Die wahren Ursachen für Rücken, Hüft, Schulter oder Knieschmerzen liegen an Stellen, die wir allein durch ergonomisches Arbeiten nicht beheben können.

Wenn eines unserer Körperteile Schmerzen bereitet, liegt die wahre Ursache in der Regel in einem Mix aus einseitigen Bewegungsmustern und Mangel an den Bewegungen, die das Gelenk benötigt.

Sitzen mit krummen Rücken wäre beispielsweise eine einseitige Bewegung. Es ist an sich nichts schlimmes oder ungesundes. Nur die Masse an Zeit, die wir in solchen Positionen verbringen, wirkt auf Dauer schädlich.

Eine Maßnahme, die Zeit in solchen Postionen zu reduzieren, ist ein erster guter Schritt. Doch heutzutage ist es schwer, um einseitige Bewegung vollständig herum zu kommen. Ergonomische Stühle versuchen an dieser Stelle das Sitzen selbst zu verbessern, doch Tatsache ist, man sitzt.

In der Realität ist das Sitzen nicht der einzige Böse im Gesamtbild. Oft wirk es so, da die Sitzzeit in Stunden ein gut messbarer Faktor ist. Aber jemand der weniger sitzt, bewegt sich nicht automatisch gesünder.

Unser Körper ist auf zentrale Bewegungsmuster ausgelegt, ohne die bestimmte Strukturen auf Dauer nicht funktionieren. Diese Bewegungen müssen integriert werden. Wenn das passiert, ist auch das Sitzen weniger schlimm.

Daher kann man durch richtige Bewegungsmuster bereits mit geringem Aufwand schnell und nachhaltig Schmerzen loswerden. Je nach Beschwerden sehen die Maßnahmen natürlich etwas anders aus:

Fazit

Ergonomische Möbel können einen Beitrag dazu leisten unser Wohlbefinden zu verbessern und ein Bewusstsein dafür schaffen, zu überdenken wie wir arbeiten. Sinn ergonomischer Möbel bleibt laut Definition dennoch die Optimierung der Arbeitsleistung, die logischerweise auch mit gesundheitlichen Faktoren zusammenhängen kann.

Ergonomische Möbel sind ein Tool, was man nutzen kann, aber nicht zwingend benötigt. Sie zeigen einen Schritt in die richtige Richtung auf, sind aber gleichzeitig nicht die Lösung.

Beschwerden wie Rückenschmerzen, Unbeweglichkeit und Fehlhaltungen können nicht durch den Kauf eines ergonomischen Möbelstückes behoben werden. In Ergänzung zur Ursachenbehandlung können sie aber unbedacht eingesetzt werden.

Den Ursachen solcher Probleme liegt zumeist ein Mangel an natürlichen Bewegungsmustern zugrunde. Diese richtig zu erlernen und in den Alltag zu integrieren, stellt die natürlichste, einfachste und schnellste Möglichkeit dar, die Ursachen langfristig zu behandeln.

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